Multiperspektivische ereignisgesteuerte Prozessketten
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Im Rahmen der Informationssystemgestaltung unterscheiden sich die Projektbeteiligten insbesondere hinsichtlich ihrer Anforderungen an die Inhalte und Repräsentationsformen der für die Anwendungssystemund Organisationsgestaltung verwendeten Modellen. Die multiperspektivische Modellierung stellt einen viel versprechenden Ansatz dar, um diesem Umstand durch die Bereitstellung perspektivenspezifischer Sichten auf Informationsmodelle gerecht zu werden. Der Beitrag stellt eine Erweiterung ereignisgesteuerter Prozessketten durch Konfigurationsmechanismen vor, welche die Erstellung und Nutzung von Perspektiven auf Prozessmodelle unterstützt. 1 Perspektiven auf Prozessmodelle Die wissenschaftliche Diskussion über die Qualität von Prozessmodellen wurde in den letzten Jahren wesentlich durch die Entwicklung von allgemeinen Modellierungsempfehlungen, welche auf die syntaktische Korrektheit der Modelle und der Einhaltung der Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung bei der Erstellung von Prozessmodellen abzielen [BRS95; Ro96; BRU00], geprägt. Ein dominierendes Kriterium, das die Qualität von Prozessmodellen determiniert, ist dabei die Entsprechung der Modellkonzeption und -repräsentation mit den Anforderungen der jeweiligen Modellnutzergruppe [RS99, S. 25f.; Be02, S. 28ff.; RSD03, S. 49]. So werden z. B. innerhalb eines prozessbasierten Reorganisationsprojektes diese Modellnutzergruppen durch die verschiedenen organisatorischen Rollen der Projektteilnehmer bestimmt. Ein Sachbearbeiter benötigt hierbei lediglich die für ihn relevanten Prozessmodelle und deren Schnittstellen. Aus der Sicht des Managers der zu reorganisierenden Unternehmung sollten die Modelle in aggregierter Form vorliegen und durch erweiterte visuelle Merkmale, wie z. B. ansprechender Farboder Symboldarstellung, gekennzeichnet sein. Einem Anwendungsentwickler sollten sehr detaillierte Modelle vorgelegt werden, damit sich die aus der Reorganisation ergebenden Konsequenzen im Anwendungssystem berücksichtigt werden können. Die verschiedenen Anforderungen der Nutzergruppen resultieren aus den Differenzen ihrer subjektabhängigen Vorstellungswelten und den daraus resultierenden Problemlösungsansätzen [Be01a; Be02, S. 30ff.]. Ein Ansatz zur expliziten Vermittlung zwischen diesen Vorstellungswelten findet sich in der Bereitstellung von anforderungsgerechten Perspektiven wieder [Fr94, S. 36f.]. Perspektiven werden dadurch determiniert, welcher Modellierungszweck verfolgt wird, welche organisatorische Rolle die Nutzer einnehmen und welche persönlichen Präferenzen bzgl. der Modellkonzeption und -repräsentation bestehen [Be02, S. 38ff., RSD03, S. 49]. Die Entwicklung und Bereitstellung perspektivenspezifischer Modelle wird unter dem Begriff der multiperspektivischen Informationsmodellierung diskutiert [Fi92; RS99, S. 25f.; RSD03, S. 52]. Soll den Anforderungen mehrerer Nutzergruppen entsprochen werden, d. h. sollen mehrere Perspektiven berücksichtigt werden, ergeben sich für den Modellersteller zwei Alternativen. Modelle könnten einerseits für unterschiedliche Perspektiven redundant vorgehalten werden. Nachteile dieser Vorgehensweise sind die üblichen, mit Redundanzen verbundenen Zusatzaufwände wie erhöhter Pflegeaufwand und Gefahr von Inkonsistenzen. Andererseits kann ein Gesamtmodell derartig erstellt werden, dass es die für sämtliche Perspektiven relevanten Elemente redundanzfrei enthält. Den einzelnen Vertretern der Perspektiven werden die für sie relevanten Modelle bereitgestellt, indem ihnen eine View auf das Gesamtmodell zur Verfügung gestellt wird, die das Gesamtmodell um die nicht relevanten Inhalte reduziert. Die Maßnahmen, welche vom Modellierer zur Erstellung dieser Views durchgeführt werden müssen, können hierbei durchaus zu einer komplexen Aufgabe werden. Im Folgenden wird anhand ereignisgesteuerter Prozessketten (EPKs) [KNS92] die Umsetzung der zweiten Variante diskutiert. Dabei wird in Abschnitt 2 zunächst eine metamodellbasierte Formalisierung der EPK vorgenommen, um eine konzeptionelle Basis für die multiperspektivische Erweiterung der Modellierungstechnik durch Konfigurationsmechanismen zu schaffen. Darauf aufbauend werden in Abschnitt 3 die notwendigen Erweiterungen der Modellierungstechnik vorgenommen. Abschnitt 4 behandelt die Problematik und Notwendigkeit von Konsistenzsicherungsmechanismen, die bei der Verwendung der Konfigurationsmechanismen auftreten können. Nach einem Praxisbeispiel in Abschnitt 5 schließt der Beitrag mit einem Ausblick in Abschnitt 6. 2 Metamodellbasierte Formalisierung der EPK Das hier vorgestellte Verfahren zur Erstellung multiperspektivischer ereignisgesteuerter Prozessketten basiert auf der Manipulation von Modellstrukturen durch die Anwendung von Konfigurationsmechanismen. Da hierbei die strukturellen Veränderungen auf Ebene der Sprachspezifikation sowie deren Auswirkungen auf die Struktur der Modelle im Zentrum der Betrachtung stehen, empfiehlt es sich, die Sprache der EPK formalisiert darzustellen. Dies kann wiederum durch Informationsmodelle – sogenannte sprachorientierte Metamodelle – erfolgen [St96, S. 24ff.]. Als Notationsform eignen sich insbesondere Struktursprachen wie das Entity-Relationship-Modell [Ch76]. Ein erweiterter Dialekt dieser Modellierungssprache wird im vorliegenden Beitrag zur Metamodellierung verwendet. 2 Das zentrale Element der EPK Sprache ist das Prozesselement (vgl. Abbildung 1). Alle am Prozessgraphen beteiligten Knoten werden als Spezialisierung dieses Elements mo1 Der Begriff EPK wird im Folgenden synonym zur erweiterten ereignisgesteuerten Prozesskette (eEPK) verwendet, die neben der Ablauflogik die Annotation von benötigten Ressourcen erlaubt. 2 Es handelt sich hierbei um einen Dialekt, der die perspektivenabhängige Modifikation von Sprachen erlaubt (vgl. ausführlich [Be02, S. 77ff.]). delliert. Hierzu gehören die Elemente Prozessfunktion, Prozessereignis und Operator (vgl. Spezialisierung des Entitytyps Prozesselement). Eine Prozessfunktion beschreibt eine Aktivität innerhalb eines Prozesses. Diese Aktivitäten werden beim Eintreten eines oder einer Kombination von Ereignissen ausgeführt und führen nach ihrer Beendigung selbst wieder zu dem Eintreten von Ereignissen. Somit kann ein Ereignis als Zustandswechsel interpretiert werden. Die notwendige Kombination der Ereignisse für die Ausführung einer Aktivität sowie die Definition der Menge der eintretenden Ereignisse nach erfolgreicher Ausführung werden über die Operatoren definiert. Hierdurch lassen sich parallele Prozessstränge und deren Wiederzusammenführung im Prozessmodell abbilden. Prozessfunktion Operator Prozessereignis Prozesselement D,T (0,n) (0,n) Ressource (0,n) (0,n) D,P Organisationseinheit Fachbegriff Anwendungssystemtyp Vorgänger/ Nachfolger PERessourcenZuO (0,n) ProzessRessourcenBeziehungstyp Typ PRBeziehungstyphierarchie
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تاریخ انتشار 2003