RUBENS Nr. 9

“Tue Gutes und rede darüber”, lautet der Leitsatz der Öffentlichkeitsarbeit. Wer Gutes tut, der erwartet zumeist Anerkennung für seine Taten. Damit ist aber längst nicht entschieden, ob allein öffentliches Lob der Antrieb guter Taten ist wie überhaupt es mit öffentlichem Lob seine eigene Bewandtnis hat. Von Kindesbeinen an lernen wir (noch?), uns zu bedanken, wenn uns Gutes widerfährt. Unser höflicher Dank schließt selbst Personen ein, die politische Ämter bekleiden, wiedergewählt werden wollen und deshalb in langen Litaneien ihre guten Taten herunterzupredigen pflegen. Denn bleibt bei gebotener Gelegenheit die öffentliche Geste aus, kann die gute Stimmung umkippen. So geschehen, als die Studenten Andreas Zielke und Oliver Fieber in ihren Reden zur Einweihungsfeier des Studentendorfs am Grimberg dem Geldgeber dem Vertreter des Wissenschaftsministeriums (MWF) ihren Dank versagten und stillen Unmut heraufbeschworen. Der eine, Vorsitzender des Verwaltungsrats des AkaFö, mahnte stattdessen mehr Geld an, um die vergammelnden Heime aus der RUBGründerzeit zu renovieren; der andere, AStA-Vorsitzender, forderte dagegen den studentischen Prorektor im Rektorat. Für Dr. Arno Kaiser vom MFW eine typische Situation: “Egal wo wir heute etwas eröffnen, überall hören wir nur Forderungen nach mehr Geld und werden beschimpft”. “Grade das Gegenteil tun heißt auch nachahmen, es heißt nämlich das Gegenteil nachahmen”, sudelte Georg Christoph Lichtenberg (1742-99). So gesehen, haben sich Zielke und Fieber systemgerecht verhalten. Oder nicht? Oder vielleicht doch? Als sie ihre Reden hielten, hatten sie vermutlich eine Klientel vor Augen, der sie ein ungeschriebenes imperatives politisches Mandat zu schulden glaubten wohingegen diese dankbar und voll des Lobes nicht nur dem geldgebenden Gast ihre Wohnungen präsentierte. Aber vielleicht hat das alles hier weniger mit Systemgerechtigkeit und dafür mehr mit Volkskunde zu tun? Fragte weiland schon der nämliche Lichtenberg: “Sagt, ist noch ein Land außer Deutschland, wo man die Nase eher rümpfen lernt als putzen?”. jk